Hypochondrische Störung nach
Cannabis-Konsum

Wie bereits an anderer Stelle beschrieben, können sich die Krankheitsängste bei der Hypochondrischen Störung nicht nur auf befürchtete körperliche Erkrankungen beziehen sondern auch auf die große Sorge, unter einer schweren psychischen Erkrankung zu leiden. Das letztgenannte Phänomen tritt sehr oft bei Menschen auf, die nach Cannabis-Konsum unter einem “Bad-Trip” gelitten haben.

Cannabis und die Angst vor einer Schizophrenie

Die Diskussion um die Risiken eines Cannabis-Konsums werden immer wieder unter den unterschiedlichsten Aspekten geführt. Dabei kommt es nahezu regelmäßig zu - nennen wir es einmal “interessanten” - Konflikten zwischen den Befürwortern und Gegnern des Cannabis-Gebrauchs. Wenn wir an dieser Stelle einmal diese Konflikte verlassen und davon ausgehen, das Cannabis wie alle anderen Substanzen auch sowohl gute wie auch schlechte Eigenschaften hat, dann müssen wir in Bezug auf die Hypochondrische Störung ein ganz bestimmtes Phänomen betrachten, das in der Praxis von vielen Cannabis-Nutzern beschrieben wird, nämlich die nach eine “Bad-Trip” entstandenen Ängste, unter einer Schizophrenie zu leiden.

Um den Schweregerad dieser Ängste zu verstehen: Bei den Betroffenen bestehen nicht etwa nur Sorgen und Grübeleien, ob sie an einer Psychose oder ähnlichem leiden könnten. Vielmehr leiden sie unter massiven Ängsten, dass sie die Kontrolle über sich selbst und ihr Leben verlieren könnten und den Rest ihres Lebens in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung verbringen müssten, welche teilweise so stark ausgeprägt sind, dass die Betroffenen in ihrem Alltag und in ihrer beruflichen Tätigkeit massiv eingeschränkt sind.

Dabei ist auffällig, dass nicht nur “völlige Cannabis-Neulinge” unter diesem Phänomen leiden, sondern dass insbesondere auch regelmäßige Cannabis-Nutzer, die seit Jahren nie Probleme mit dem Konsum hatten, nach einem einzigen Bad-Trip in die oben genannte Symptomatik geraten können - und dass diese dann in den meisten Fällen für mehr als ein Jahr anhält.

Wie kommt es zu dieser Angst vor einer Schizophrenie?

Die meisten Betroffenen berichten, dass sie nach einem für sie eigentlich “ganz normalen” Cannabis-Konsum plötzlich über mehrere Stunden unter ausgeprägten schizophrenie-ähnlichen Symptomen gelitten haben, mit erheblich veränderten Wahrnehmungen und Denk- und Verhaltensmustern. Bei einigen Betroffenenen haben sich im Verlauf auch erhebliche paranoide Symptome entwickelt. Dabei ist auffällig, dass bei den meisten Betroffenen diese eine einmalige bedrohliche Erfahrung gereicht hat, dass sich daraus eine Hypochondrische Störung entwickelt, die unbehandelt zum Teil deutlich über ein Jahr dauert, und welche die Betroffenen zum Teil so stark einschränkt, dass sich ihre Ängste im Verlauf immer mehr verstärken uns sie sich zum Teil aus ihrem eigentlichen Leben immer mehr zurück ziehen.

Ein ganz wichtiger Auslöser für die sich zunehemend entwickelnden Ängste war dabei für die meisten Betroffenen ein ausgeprägtes Erleben von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein während des “Trips” verbunden mit der großen Sorge, sich nicht mehr auf die eigene Wahrnehmung verlassen zu können.

Diese Verunsicherung führt bei vielen Betroffenen dazu, dass sie in der Folgezeit sehr intensiv auf ihre Wahrnehmung achten und hierüber - wie auch bei anderen Angst- oder Zwangsstörungen - alleine durch die vermehrte Aufmerksamkeit eine Wahrnehmungsveränderung und -intensivierung erleben, welche sie dann wiederum als “Beweis” dafür, dass sie gegebenenfalls doch unter einer Schizophrenie leiden könnten, interpretieren.

Hieraus kann sich im Verlauf im Sinne eines Circulus vitiosus eine zunehmende Angstsymptomatik entwickeln, mit zunehmender Verunsicherung, sozialem Rückzug unter ausgeprägtem “Checking Behavior” bezüglich der antizipierten psychischen Symptome.

Die meisten Betroffenen bewerten dabei ihre Ängste vor einer Schizophrenie nicht als Hypochondrische Störung sondern als psychotische Erkrankung, wodurch ihre Befürchtungen weiter verstärkt werden.

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